22. November 2012

außergewöhnliche aktivitäten für alle

es soll ja (erwachsene) leute geben, die ein buch nur deshalb nicht in die hand nehmen weil es in der abteilung "kinder- und jugenliteratur" verkauft wird. schön blöd eigentlich, da verpasst man dann nämlich eine menge. und spätestens seit harry potter sollten wir es ja wohl alle besser wissen. ;-) mein letzter ausflug in die jugendliteratur mit "mina" von david almond hat auf jeden fall großen spaß gemacht.


es handelt ... von mina - einem kleinen mädchen mit großen ideen und dem gefühl, nirgends so richtig reinzupassen. von amselküken, einer katze namens wisper und dem (möglichen) eingang zur unterwelt. von schokokeksen und wunderbaren wortschöpfungen (nonsensisch! bunnelmag! heddeldiduddel!). von einer lehrerin, die überhaupt nichts versteht (schon gar nicht mina) und von einem vater, der wahrscheinlich alles verstehen würde, aber nicht mehr da ist.

liest sich am besten ... auf einem gemütlichen ast hoch oben in einem schönen kletterbaum. wer sich nicht raufklettern traut, darf sich auch einfach nur an den stamm lehnen.

außerdem braucht es ... eigentlich nur einen kleinen "schubs" um sich auf ein jugendbuch einzulassen. denn natürlich liest es sich anders als ein roman für erwachsene. genau das ist aber auch das spannende daran - andere gedankengänge, andere sichtweisen, andere sprache ... einfach schön!

und generell wäre zu sagen ... "mina" ist chronologisch gesehen die vorgeschichte zu david almonds jugendroman "zeit des mondes", die beiden romane funktionieren aber auch unabhängig voneinander. david almond hat erzählt, dass mina einige zeit nach erscheinen von "zeit des mondes" in seinen gedanken wieder auftauchte und er plötzlich wusste er muss auch ihre geschichte erzählen. :-) besonders nett finde ich bei minas geschichte übrigens ihre "außergewöhnlichen aktivitäten", die sie sozusagen als aufgaben an die leser stellt. dazu gehört zum beispiel "schreibe eine leere seite" oder auch "betrachte den staub, der im licht tanzt".


16. November 2012

keine puppen mehr!

hand aufs herz meine damen (und auch herren natürlich) - wann habt ihr das letzte mal mit einer puppe gespielt? ich habe gegrübelt und überlegt, und glaube mich erinnern zu können dass ich meine vielen barbiepuppen auch mit 12 noch ganz gern umgezogen, frisiert und in meinem puppenkasten drapiert habe. zumindest gelegentlich. und heute? heute tut sich die firma mattel schwer damit, barbiepuppen an 7 oder 8jährige zu verkaufen. zu babyhaft, zu wenig erwachsen, einfach uncool. "kids are getting older younger" nennt sich das ganze dann - und so heißt auch eines der kapitel in susanne gaschkes buch "die verkaufte kindheit - wie kinderwünsche vermarktet werden und was eltern dagegen tun können".



es handelt ... von der deutlichen überschätzung der "medienkompetenz" unserer kinder und den folgen. von den werbe- und marketingstrategien großer konzerne und ihrem bemühen darum schon den allerkleinsten das kaufen und konsumieren beizubringen. von den veränderungen an der kindheit an sich, die kapitalistisches denken und handeln mit sich bringt. zum glück aber auch von dingen und maßnahmen GEGEN diese beängstigenden entwicklungen - von aufgeräumten kinderzimmern zum beispiel, mehr schlaf und langeweile.

liest sich am besten ... jetzt, sofort und gleich. :-) susanne gaschkes buch ist aus meiner sicht eine pflichtlektüre für alle die mit kindern (privat und/oder im arbeitsalltag) zu tun haben.

außerdem braucht es ... aufgeschlossenheit gegenüber dem thema. wer (schon?) genug hat von konsumkritik und zu einem schulterzuckenden "naja das ist halt heute so und uns geht's ja gut wieso regen wir uns auf" neigt, der wird keine freude an dem buch haben.

und generell wäre zu sagen ... auf den ersten blick mag man vielleicht vermuten "die verkaufte kindheit" würde nur altbekanntes enthalten. denn eigentlich wissen wir ja dass unsere kinder zu viel spielzeug haben und die firmen nur eines wollen: noch mehr davon verkaufen. wir wissen auch, dass kinder heute in einer welt aufwachsen die von medien und technik durchdrungen ist. und trotzdem: susanne gaschke bereitet das thema kinder & konsum umfassend auf, erklärt und untermauert mit fakten und interviews und sorgt für viele wichtige aha-erlebnisse. und - für mich ganz besonders wesentlich - sie prangert nicht nur an, sondern bietet auch lösungsansätze und ideen zur veränderung. damit man am ende des buches eben NICHT nur mit den schultern zuckt.



12. Oktober 2012

Bilderbuch: Der schwarze Mann

bilderbücher begeistern mich nicht erst seit meine kleine tochter auf der welt ist, sondern schon viel, viel länger. wenig text - und trotzdem große geschichten. illustrationen voller liebe und details, die manchmal richtige kleine kunstwerke sind. das muss einen ja einfach faszinieren. naja, mich zumindest. ;-) deswegen gibt es auf zweitbuch ab sofort gelegentlich auch bilderbuchvorstellungen. textlich kommt da gleich einmal eine der ganz großen zum zug: christine nöstlinger und ihr neues bilderbuch "der schwarze mann".



erzählt wird die geschichte von ... anton, der manchmal ein bisschen schlimm ist, und von seiner mama, die ihm dann immer mit dem "schwarzen mann" droht. (der kommt dann nämlich und wird den anton holen). und von dem tag an dem der schwarze mann wirklich kommt und sich als netter kleiner komplize beim unsinn machen entpuppt.

zu sehen gibt es ... illustrationen von stefanie reich, die farbenfroh und ein wenig comicartig in die (kinderzimmer)welt des kleinen anton entführen.

lieblingsdetail: antons stofftiere, das wuschelschaf und der kugelförmige truthahn (oder geier?) die es auf mehreren seiten zu entdecken gibt.

lieblingssatz: "Eines Tages saßen der Anton und der schwarze Mann im Kinderzimmer und dachten nach, ob sie die Briefmarkensammlung vom Vater zum Spielen holen sollten."



15. September 2012

bücherwarnung: ich will schlafen

worum geht's? um den roman "ich will schlafen!" von helen walsh, erschienen im februar 2012. die hauptfigur rachel wird nach einem one night stand schwanger und freut sich auf ihren sohn. doch nach der geburt stürzt sie in ein tiefes loch und will nur noch eines: schlafen.

warum eine warnung? charlotte roche hat über dieses buch gesagt "So rührend, knallhart und realistisch ist über Geburt und Mutterschaft noch nie geschrieben worden. Ein grandioses Buch." und das ist kompletter unsinn. denn helen walsh schreibt nicht einfach über "geburt und mutterschaft", sondern über einen besonders extremen fall von postpartaler (oder auch postnataler) depression. ihre figur rachel leidet nicht unter schlafmangel, sondern an einer psychischen erkrankung. diese tatsache wird nicht nur in der bewerbung des buches zu wenig berücksichtigt, sondern auch der roman selbst geht nicht ausreichend auf das thema ein. so bleibt man als uninformierte leserin (die vielleicht auch noch weiß dass das buch autobiographische züge hat!) am ende des buches verstört zurück und fragt sich: "um gottes willen. so schlimm ist es wenn man mutter wird?" nein, das ist es zum glück in den meisten fällen nicht. 

ich finde es gut und wichtig, dass jemand das thema postpartale (postnatale) depression aufgreift. aber die art und weise wie helen walsh das tut hilft nicht und klärt nicht auf, sie macht lediglich angst. schade!

eine ausdrückliche lesewarnung geht daher an alle schwangeren frauen und jene die ein baby planen. lest es nicht. man (frau) macht sich in dieser lebensphase ohnehin schon viel zu viele sorgen.

für alle anderen gilt: wenn euch das buch interessiert, informiert euch bitte zusätzlich über das thema postpartale (oder postnatale) depression. eine unreflektierte bzw. uninformierte lektüre von "ich will schlafen!" empfehle ich wirklich ausnahmslos niemandem.




13. September 2012

vampirbuch marke "extrablutig"

ich wollte also wieder einmal ein vampirbuch lesen. die auswahl ist ja mehr als groß - leider, muss man in diesem fall sagen. von wegen viele köche und so. außerdem: covergestaltung war auch schon mal einfallsreicher. die sehen ja alle gleich aus! selbst anne rice' vampirklassiker kommen plötzlich im twilight-design daher? nichts gegen twilight, aber stephenie meyer und anne rice in einen topf werfen ...  da haben ja die sprichwörtlichen äpfel und birnen noch mehr gemeinsam.

langer rede kurzer sinn: ich habe schließlich zu (quasi) altbewährtem gegriffen, und zwar zu markus heitz "judassohn", der fortsetzung von "kinder des judas". letzteres habe ich vor einigen jahren gelesen und für recht gut befunden. kann also nicht so ganz verkehrt sein.


es handelt ... von theresia "sia" sarkowitz, der hauptfigur aus "kinder des judas", vor allem aber von ihren nachkommen - den ihr bekannten und den unbekannten. von hexenden, feuer speienden oder alpträume bringenden vampiren und deren feinde und schwächen. von hass und rache, die über die jahrhunderte genährt werden, aber auch von liebe. und nicht zuletzt von der französischen revolution und (vampir)schicksalen zu jener zeit.

liest sich am besten ... relativ bald nach dem ersten band, "die kinder des judas". "judassohn" funktioniert zwar auch so, aber es macht eindeutig mehr spaß wenn sich die handlungen in das große ganze einfügen können.

außerdem braucht es ... erstens: einen guten magen. wie immer ergeht sich markus heitz gern in detailreichen schilderungen diverser (langer) übernatürlicher kämpfe, die immer sehr blutig und oft auch richtig ekelhaft sind. und zweitens: ein gutes gedächtnis. heitz stellt zu beginn des buches nicht weniger als sieben verschiedene vampirspezies inkl. deren kräfte, herkunft und schwächen vor. das muss man sich erst einmal merken. (ja, ich habe gelegentlich zurückgeblättert ...)

und generell wäre zu sagen ... heitz ist zweifellos ein vampirkenner. wahrscheinlich ist er der einzige fantasyautor der über sein themengebiet auch ein sachbuch ("vampire! vampire! alles über blutsauger") geschrieben hat. beim lesen von "judassohn" hat man aber manchmal das gefühl heitz wollte krampfhaft sämtliches recherchiertes wissen über vampire verwerten und das ganze möglichst kompliziert machen. aber erzwungen komplex heißt leider nicht immer wirklich interessant. vor allem weil schlussendlich immer alles mit einem kampf endet, der einem spätestens bei der fünften variante schon ziemlich bekannt vorkommt. ein zerfetzter hals ist eben ein zerfetzter hals ist ein zerfetzter ... ja. grundsätzlich bietet "judassohn" trotzdem solide vampirthrillerspannung marke heitz, allzu viel erwarten sollte man sich aber nicht.




11. September 2012

schlomos welt

wer zwischendurch gerne zu "romantischer unterhaltungsliteratur" greift, kommt an ildikó von kürthy eigentlich nicht vorbei. ich habe einige ihrer bücher gelesen und es hat immer spaß gemacht. :-) ihr neuestes buch "unter dem herzen" ist allerdings ganz anders - und irgendwie auch wieder nicht. auf jeden fall erzählt die autorin dieses mal eine wahre geschichte: ihre eigene.


es handelt ... von ildikó von kürthys eigener schwangerschaft, der geburt und dem ersten jahr mit ihrem kind. von einem gynäkologen mit grenzenloser geduld, schrägen spitznamen für ein ungeborenes (siehe beitragtitel) und vom (vermutlich anerzogenen) hang zu lärmendem und blinkendem plastikspielzeug. und: von demotivierenden promi-schwangeren und ebensolchen neo-müttern.

liest sich am besten ... schwanger. oder mit (eigenem) baby/kleinkind/kind. 

außerdem braucht es ... eigene kinder (eines reicht auch) - um voll und ganz zu verstehen wovon kürthy schreibt, bzw. um aus tiefstem herzen laut mitlachen zu können. wahrscheinlich ist das buch auch für frauen ohne kinder recht unterhaltsam - das kann ich allerdings nicht mehr so recht objektiv beurteilen. ;-)

und generell wäre zu sagen ... "unter dem herzen" ist ein kurzweiliges tagebuch im unverkennbaren kürthy-stil und bietet damit einige vergnügliche lesestunden.

zwischendurch finden sich außerdem ausschnitte von interviews oder artikeln zu unterschiedlichen themen rund um das thema kinder(erziehung). das wäre nicht unbedingt notwendig, gibt es doch in diesem bereich so unglaublich viele verschiedene meinungen, ideale und vorstellungen, so dass die beispiele im buch nur einen allerkleinsten ausschnitt zeigen (können). und das bild der ach so tollen französischen übermutter, die kind und karriere mit links schupft ... ich kann's nicht mehr hören. ganz ehrlich.



22. August 2012

aus dem notizbuch: david almond

vom werkstattgespräch* mit david almond, mehrfach ausgezeichneter englischer kinder- und jugendbuchautor, ist mir eine kleine geschichte besonders in erinnerung geblieben: "als ich an meinem ersten buch für jugendliche arbeitete, war ich immer wieder kurz davor alles hinzuschmeißen. das schaffst du nicht! dachte ich mir. das ist unmöglich, das klappt nicht! oft bin ich von meinem schreibtisch aufgestanden und wollte gehen, einfach alles stehen- und liegenlassen. aber immer wenn ich mich von meinem schreibtisch umdrehte, sah ich das große schild auf der tür von meinem arbeitszimmer. auf dem schild stand: GO BACK!"

gut, oder? die ehrliche und "bodenständige" art von david almond hat mich echt beeindruckt und nach der lesung habe ich natürlich sofort mit seinem roman "mina" begonnen. darüber gibt's hier demnächst mehr zu lesen.

David Almond bei einer Lesung in Wien

zum anschauen: ein interview mit david almond von der BBC und ein kurzes video, in dem david almond über seinen roman "clay" (dt. lehmann oder die versuchung) spricht.

zum weiterlesen: die offizielle homepage des autors, eine liste der kinder- und jugendbücher von david almond und ein ausführliches interview vom april 2011.

*werkstattgespräch und lesung mit david almond waren teil der tagung für kinder- und jugendliteratur in wien von 16. bis 18. august 2012


20. August 2012

ein engländer in paris ... oder auch nicht.

es gibt ja bücher, die einen ziemlich überraschen. da erwartet man eine belanglose liebesgeschichte mit happy end, leichte unterhaltung eben. und dabei verstecken sich zwischen den seiten eine einfallsreiche geschichte und liebevoll entworfene charaktere mit tiefgang. so geschehen bei nicolas barreaus "das lächeln der frauen".


es handelt ... von einem autor, dessen lektor, einer leserin und einem ganz besonderen buch. von gutem essen und kochen in paris und von genialen einfällen, die einem irgendwann quasi in den hintern beißen.

liest sich am besten ... in einem kleinen gemütlichen restaurant in paris. na oder zumindest mit einer eiffelturmpostkarte als lesezeichen.

außerdem braucht es ... nachsicht beim betrachten des covers. die kitschige aufmachung sagt wirklich nichts über das niveau des buches aus.

und generell wäre zu sagen ... "das lächeln der frauen" ist und bleibt natürlich ein liebesroman. aber einer der richtig laune macht! und das happy end ist zwar zu erwarten, der weg dorthin aber abwechslungsreich, verworren und kurzweilig.



19. August 2012

neustart

ja, ich wage einen zweiten versuch. ab sofort wird wieder gebloggt - über bücher, klarerweise, in der bereits bekannten form. neu dazu kommen kinder-, jugend- und bilderbücher, gelegentlich gibt es auch etwas über autorInnen zu lesen. und zwischendurch wird sich die eine oder andere "bücherwarnung" einschleichen.

alle weiteren änderungen dürft ihr selbst entdecken. ;-) also dann, auf ein neues!